Commodore Deutschland - auf Erfolg ausgerichtet64'er Ausgabe 9/September 1986, S. 8-9Winfried Hoffmann, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing von Commodore Deutschland, erläutert, warum gerade die deutsche Tochtergesellschaft von Commodore so erfolgreich ist. 64'er: Commodore ist der erfolgreichste Anbieter von Heimcomputern in Deutschland, und auch im Bereich der Personal Computer verzeichnet Commodore beachtliche Erfolge. Worauf führen Sie diese Tatsache zurück? Winfried Hoffmann: Das hat sicherlich viele Gründe. Lassen Sie mich die wichtigsten zusammenfassen: Einmal ist das natürlich unser Bekanntheitsgrad. Commodore erzielt im Consumer-Bereich (C 64, C 128, C 16/ 116, Plus/4, Anm. der Red.) etwa 70 Prozent seines Umsatzes. Unsere Kunden erhalten umfassend und von vielen Seiten Unterstützung. Es gibt eine Vielzahl von Zeitschriften, Büchern und Clubs für diese Computer, und das verfügbare Software-Potential ist wohl einmalig auf der Welt. Weiterhin ist Commodore in der glücklichen Situation über ein weitverzweigtes etabliertes Händlernetz in Deutschland und das Werk in Braunschweig zu verfügen. Dadurch ergeben sich gegenüber anderen Anbietern enorme Kostenvorteile, denn wir können viele Kostenfaktoren auf dem Weg vom Herstellungswerk zum Kunden ausschalten. 64'er: Dieses System funktioniert in Deutschland vorbildlich. Worin sehen Sie aber den Unterschied zum amerikanischen Markt. Könnte Deutschland hier ein Beispiel für die amerikanische Muttergesellschaft sein? Winfried Hoffmann: Die Entwicklung von Commodore verlief in den USA anders. In Amerika sind ausschließlich Homecomputer verkauft worden. Deshalb gab es dort vor der Markteinführung des Amigas kein Händlernetz wie in Deutschland. Lassen Sie mich einen Namen nennen: Jack Tramiel verfolgte in Amerika eine andere Strategie. Sein Ziel war es, die Ware in Mengen an Massenverteiler auszuliefern. Dazu kam dann eine Modellpolitik, die alle drei Monate ein neues Produkt vorsah, damit wieder ein neuer Markt, nämlich der Erstkäufermarkt, erschlossen wurde. Mittelfristig oder langfristig zahlt sich das nicht aus. Die gute Stellung, die wir in Deutschland und auch zum Teil in Europa haben, ist darauf zurückzuführen, daß wir bier bereits mit der 8000er (CBM 8000, Anm. der Red.) und auch mit den Vorgängermodellen eine saubere Pflege des Marktes betrieben haben. Commodore trennt zwischen der Consumer Ware und Systemprodukten, die seit Jahren über etablierte Fachhandelshäuser abgesetzt werden. Parallel dazu müssen sehr gute Informations- und Supportschienen funktionieren, denn der Systememarkt ist anders als der Heimcomputermarkt. Mit dem Amiga kann man nicht die gleichen Absatzwege wie bei einem Heimcomputer wählen, man braucht ein Fachhändlernetz. 64'er: Sie sprachen vorhin von einem Umsatzanteil von etwa 70 Prozent bei der Consumer Ware und zirka 30 Prozent auf der Systemeseite, wie aber sieht es auf der Gewinnseite aus? Welche Rolle spielt dabei der Systememarkt? Winfried Hoffmann: Der Systememarkt ist für uns ein wichtiges Standbein in der Zukunft und die Anteile wachsen. Noch vor einem Jahr lag dieser Anteil bei 18 bis 19 Prozent. Zum Jahresschluß (Commodore Geschäftsjahr, Anm. der Rad.) sind es gut und gerne 25 Prozent mit absolut steigender Tendenz. Mit der Markteinführung des Amigas ist der Umsatz in diesem Bereich fast verdoppelt worden. 64'er: Können Sie diese Zahlen etwas konkretisieren? Winfried Hoffmann: Allein in den letzten Monaten haben wir zirka 16000 Systememaschinen, darunter zirka 6600 Amigas, ausgeliefert. Hinzu kommen noch zirka 1500 Computer vom Typ 8000. 64'er: Mit dem Sidecar für den Amiga bieten Sie Ihren Kunden nun ein System an, das sozusagen in beiden Welten zu Hause ist. Welche Ziele verfolgen Sie mit dieser Entwicklung? Winfried Hoffmann: Wir wollen unseren Kunden mehr bieten als der Wettbewerb. Der Amiga ist mit dem Sidecar ein neues, innovatives Prudukt, mit der Möglichkeit, nach Wunsch auch Standardanwendungen zu nutzen. Sehen Sie, jeder Standard ist ein Stillstand der Entwicklung, ein Standard kann nie innovativ sein. Trotzdem braucht der Kunde vorläufig noch die Gewißheit, daß er preiswerte Peripherie und Software verschiedenster Applikationen kaufen kann. Sehr schnell werden Entwickler und Programmierer merken, daß sich manche Probleme mit dem neuen System wesentlich besser realisieren lassen. Wir werden diese Linie durch Produkte aus unserem Braunschweiger Werk weiter verfolgen. So wie wir dort jetzt den Sidecar entwickelt haben und auch fertigen, werden wir auch weitere Generationen des Amigas maßgeblich beeinflussen. 64'er: Der Amiga ist sicherlich die interessanteste Entwicklung auf dem Systememarkt. Wie aber sehen Sie die Zukunft des Heimcomputer-Marktes? Winfried Hoffmann: Für uns sind die C 64- und C 128-Kunden ganz besonders wichtig. Das hat mehrere Gründe. Zum einen erzielen wir zwei Drittel unseres Umsatzes mit diesen Computern, zum anderen sind die Besitzer dieser Computer unser wichtigstes Kapital. Damit sind nicht etwa finanzielle Mittel gemeint, sondern vielmehr die große Familie der Leute, die sich für ein preisgünstiges und trotzdem leistungsfähiges System entschieden haben. Wir versuchen durch hohe Qualität und viel Unterstützung zu beweisen, daß Sie sich für den richtigen Hersteller entschieden haben. Wer einmal mit einem Produkt zufrieden war, wird bei zukünftigen Kaufentscheidungen immer seine bisherigen Erfahrungen mit einbeziehen. Deshalb pflegen wir das C 64- und C 128-System auch weiterhin. 64'er: Welche konkreten Entwicklungen stehen für diese Computer in nächster Zeit zur Verfügung? Winfried Hoffmann: Wir wollen die beiden Systeme C 64 und C 128 weiter annähern. So steht beispielsweise die 512-KByte-RAM-Erweiterung für den C 64 und den C 128 kurz vor der Auslieferung. 64'er: Wird die RAM-Erweiterung tatsächlich für beide Computer verwendbar sein? Winfried Hoffmann: Ja, die Erweiterung wird am Expansion-Port angeschlossen und arbeitet mit C 64 und C 128 zusammen. Das gleiche gilt für die ebenfalls fertige Maus für beide Computer - man wird sie in Kürze erhalten können. Mit der Vorstellung von GEOS haben wir gezeigt, daß man mit diesen Computern nicht nur einfach, sondern auch komfortabel arbeiten kann. Es wird weitere Programme für GEOS geben, wir lassen den Software-Entwicklern in diesem Bereich freie Hand. 64'er: Dann kann man sicherlich auch davon ausgehen, daß sich auf dem Peripheriegerätemarkt für den C 64 und C 128 auch einiges tun wird? Winfried Hoffmann: Selbstverständlich, wir freuen uns zum einen, den Preis für den MPS 803 weiter halten zu können, zum anderen werden wir neue interessante Drucker anbieten. Zusammen mit unserem PC-Textsystem (PC 10/PC 20 mit Drucker und Software, Anm. der Red.) bieten wir bereits jetzt den MPS 2000 an. Diese Palette werden wir mit dem MPS 1000 nach unten und mit dem MPS 2100 nach oben abrunden. Ich sehe da sogar einen Laserdrucker zu einem sensationellen Preis. 64'er: Commodore hat in der letzten Zeit mit den Modellen C 16/116 und Plus/4 einige sehr interessante Angebote gemacht. Wird es solche Angebote auch in Zukunft gehen? Winfried Hoffmann: Wir werden diese Computer auch weiterhin zu einem sehr interessanten Preis anbieten. Besonders beim Plus/4 zusammen mit der 1551 dürfen Sie sich noch auf viel Computerleistung für wenig Geld freuen. 64'er: Gestatten Sie zum Abschluß eine private Frage. Wie stehen Sie zu Ihren C 64- und C 128-Kunden? Winfried Hoffmann: Ich sehe täglich bei meinem Sohn, einem begeisterten C 64-Besitzer, welche Probleme und Fragen in diesem Bereich auftreten können. Auch im Bereich der Clubs und Schulen, mit denen ich immer wieder zusammenkomme, pflege ich den Kontakt zu dieser riesigen Gruppe meiner Kunden. Auch wenn ich sie nicht alle persönlich kennen kann - sie sind alle wichtig für mich. 64'er: Herr Hoffmann, wir bedanken uns für Ihre Offenheit bei der Beantwortung der Fragen. (aw)
|