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Microsoft ist heute eigentlich nur wegen seiner Aktivitäten im PC-Bereich (erst MS-DOS, dann Windows) bekannt, dabei arbeiten fast alle Heimcomputer mit einem BASIC von Microsoft, selbst die Rechner des Marktführers der Achtziger, Commodore, bauen auf einem Microsoft-BASIC auf (und natürlich sowieso alle, die dem MSX-Standard entsprechen). Angefangen hat aber alles mit einem Bausatz-Rechner namens Altair 8800, über den die Januarausgabe (1975) der Zeitschrift Popular Electronics berichtete. Inspiriert durch diesen Bericht entwickelten Bill Gates und Monte Davidoff (zu der Zeit waren beide noch Studenten an der Harvard University) gemeinsam einen BASIC-Interpreter namens Altair BASIC 2.0. Davidoff schrieb die Fließkommaroutinen, Gates den Rest. Die Entwicklung fand allerdings nicht auf einem echten Altair statt, denn der stand nicht zur Verfügung, sondern auf Notizblöcken, die Gates mit Assembler vollkritzelte, und dann "live" auf einem 8080-Emulator, den Paul Allen programmiert hatte. Viele Konzepte für Altair BASIC wurden anderen BASIC-Interpretern, wie dem RSTS-11 BASIC-PLUS von DEC (das auf der PDP-8 lief), "entliehen". Dieses Altair BASIC 2.0 legte dann auch den kommerziellen Grundstein für die künftige Firma Microsoft. Die eigentliche Gründung Microsofts, zumindest die Namensgebung, fand erst am 29. November 1975 nachträglich statt, da an diesem Tag eine Anzeige geschaltet werden sollte und ein entsprechender Name fehlte. Der ursprüngliche Firmenname wurde übrigens mit Bindestrich geschrieben, also "Micro-Soft" (kurz für Microcomputer Software). Aber zurück zum Altair BASIC: MITS, der Hersteller des Altair 8800, lieferte Altair BASIC 2.0 erstmalig am 1. Juli 1975 aus (auch wenn der Distributionsvertrag dafür wiederum erst später, am 22. Juli 1975, unterzeichnet wurde). Es gab drei Versionen davon,
Gates und Allen bekamen 3.000 Dollar in bar für ihre Software, außerdem 30 bzw. 35 Dollar Anteil für jede verkaufte Kopie des 4K- bzw. 8K-BASICs und 60 Dollar pro Extended Edition, wenn Kunden ihren Altair-Bausatz zusammen mit einem der drei Produkte bestellten. Kaufte man Altair BASIC 2.0 separat, waren dafür jeweils 500 Dollar (4K-Version) oder 750 Dollar (8K-Version) zu berappen, die zwischen MITS und jeweils zur Hälfte zwischen den Microsoft-Gründern Gates und Allen aufgeteilt wurden (Monte Davidoff wurde mit 2.400 Dollarn ausbezahlt, ging zurück nach Harvard und war nicht weiter an den Einnahmen Microsofts beteiligt, was mir persönlich an seiner Stelle im Nachhinein etwas Kummer bereiten würde ;-)). Da Software in jenen Tagen (nicht nur für den Altair) eher dünn gesät war, gab es eine entsprechend große Nachfrage. Da der Vertrag zwischen MITS und Microsoft u.a. festlegte, dass entweder Gates oder Allen ganztägig für den Support des Produkts zur Verfügung stehen müsse, sobald mehr als 2500 Dollar pro Monat mit den Lizenzen erwirtschaftet würden, musste sich Bill Gates um das Altair BASIC statt um sein Studium kümmern. In der offiziellen Bio von Microsoft liest es sich allerdings anders, dort stellt man es so dar, als wäre es nicht zwangsweise, sondern freiwillig geschehen: "In his junior year, Gates left Harvard to devote his energies to Microsoft, a company he had begun in 1975 with his childhood friend Paul Allen. Guided by a belief that the computer would be a valuable tool on every office desktop and in every home, they began developing software for personal computers. Gates' foresight and his vision for personal computing have been central to the success of Microsoft and the software industry." Dem widerspricht allerdings William Gates II, Bill Gates' Vater, der den Vertrag mit MITS als "schlimmste Sklavenhalterei" bezeichnete. ;-) Wie auch immer, vermutlich wäre ohne diesen Zwang nicht alles so gekommen, wie wir es heute kennen. Paul Allen andererseits konzentrierte sich auf den Vertrieb der Software und wurde von MITS als "General Director of Software" eingestellt, was ihm ein regelmäßiges Gehalt einbrachte. Da Bill Gates keine derartigen Einkünfte hatte, bestand er auf einer Neuaufteilung der Lizenzeinnahmen im Verhältnis 60:40 zu seinen Gunsten (im ersten Monat verdienten Gates und Allen jeweils 910 bzw. 606 Dollar). Interessanterweise, auch wenn er beim Abgucken des oben erwähnten RSTS-11 BASIC-PLUS mehr Spaß verstand, mokierte sich Bill Gates schon sehr früh (nämlich 1976) über Raubkopierer, die er als Gefahr für sein aufstrebendes Softwarehaus sah. Am 3. Februar 1976 verlieh er diesen Bedenken in einem offenen Brief an die "Gemeinde" Ausdruck:
Gates kannte den Code von Altair BASIC ziemlich gut, vor allem deshalb, weil er sich wegen des geringen Speichers des Altairs etliche Kniffe ausdenken musste, damit der Interpreter mit 4K noch zu gebrauchen war. Zitat von Monte Davidoff dazu: "It had to run in 4k. In fact the 8k version had algorithms that were more efficient but that took up more space. By the time the 4k BASIC was done, the 8k version was out." Anhand dieser Programmiertricks ließen sich Raubkopien leicht identifizieren, von denen es tatsächlich etliche gab. Bereits vor der Veröffentlichung des Altair BASIC 3.0 kursierten Kopien einer Beta-Version, was Gates zum Verfassen des obigen offenen Briefs veranlasste. Wie wir alle wissen, haben die Raubkopierer Microsoft nicht wirklich aufgehalten und er konnte dann tatsächlich doch noch die zehn in seinem Brief erwähnten Programmierer (+/- ein paar tausend ;-)) anstellen. Altair BASIC war nur einer von vielen BASIC-Interpretern, die Microsoft noch veröffentlichen sollte (ganz abgesehen von anderen Softwareprojekten).
Den wichtigsten Schritt in Richtung Marktbeherrschung hat Microsoft wohl getan, als IBM ein Betriebssystem für ihren IBM PC suchte. IBM war in Verhandlungen mit Digital Research, da CP/M-86 als Betriebssystem für den PC in Erwägung gezogen wurde, aber Microsoft hat dann letztlich den Zuschlag bekommen. Und das, obwohl überhaupt noch kein fertiges Betriebssystem zur Verfügung stand, zumindest nichts eigenes. Also wurde kurzerhand ein Betriebssystem namens SCP DOS (auch bekannt als QDOS, "Quick and Dirty Operating System") von Tim Paterson eingekauft und IBM angeboten. Es kursieren wilde Geschichten, warum Microsoft gegenüber Digital Research bevorzugt worden sein soll (die bekannteste Version dürfte wohl sein, dass der Chef von DR, Gary Kildall, an einem schönen Tag lieber mit seinem Flugzeug durch die Gegend gedüst sei, als sich mit den Repräsentanten von IBM zu Verhandlungen zu treffen), vermutlich war man sich aber schlicht nicht einig, wieviel wer für was bezahlen bzw. bekommen sollte. Warum auch immer, Microsoft hat das Rennen gemacht und IBM hatte ein "neues" Betriebssystem namens PC-DOS (i.e. MS-DOS 1.0). Um rechtlichen Schwierigkeiten mit Digital Research zu entgehen (denn PC-DOS war CP/M sehr ähnlich), bot IBM CP/M-86 optional zusätzlich an. Was allerdings nicht sonderlich erfolgreich war, da CP/M-86 für 240 Dollar verkauft wurde, PC-DOS hingegen für schlappe 40. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... ;-) Als IBM dann am 12. August 1981 ihren Personal Computer mit PC-DOS vorstellte, war der Käse eigentlich gegessen und Microsoft konnte Schritt für Schritt ein beispielloses Monopol aufbauen, wie wir ja heute alle wissen. Darauf wird hier auch nicht weiter eingegangen, weil da ein paar Bit zuviel im Spiel sind. :-) Allerdings war Microsoft zu dieser frühen Zeit noch nicht wirklich konkurrenzlos, besonders im Heimbereich tummelten sich etliche Anbieter mit eigenen Lösungen und der PC war für zuhause noch nicht richtig gut zu gebrauchen (was nicht zuletzt am Preis lag). Ein Versuch, den Heimcomputermarkt zu erobern, war MSX. Bei diesem System wurde sogar der komplette Standard nach dem "Microsoft Extended Basic", welches in jedem MSX-Rechner nach dem Einschalten zur Verfügung steht, benannt. Allerdings kam der Versuch, den MSX-Standard zu etablieren, deutlich zu spät, andere (allen voran Commodore, Atari, Apple, Amstrad/Schneider und Sinclair) hatten den Markt schon unter sich aufgeteilt und quasi eigene Standards geschaffen. Aber wie eingangs schon erwähnt, sogar das BASIC der Commodore-Computer stammt von Microsoft, um Produkte dieser Firma war also schon damals schwer herumzukommen. ;-) Anmerkung zum Schluss: Diese Seite wurde ausschließlich mit Software geschrieben, die nicht von Microsoft stammt. Das geht nämlich durchaus. :-) Wer mal was anderes als Windows ausprobieren möchte, dem sei besonders Debian GNU/Linux empfohlen. |
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