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Firmengeschichte1958 eröffnet Jack Tramiel einen kleinen Laden für den Verkauf und die Reparatur mechanischer Schreibmaschinen in Toronto (Kanada). Dieser Laden wird 1959 umbenannt in Commodore International Limited, der Name für den später wohl erfolgreichsten Hersteller von Heimcomputern ist geboren. In den ersten Jahren entwickelt sich Commodore vom Verkaufs- und Reparaturladen durch den Zukauf einer Berliner Firma zum Hersteller. Anfang der Sechziger bietet Commodore bereits eine breite Palette an Büroausrüstung an, außerdem wird der Vertrieb von Büromöbeln übernommen. 1965 kauft Commodore schließlich die Möbelfirma auf, deren Vertrieb sie bisher übernommen hatten, und zieht in deren Bürogebäude ein. Fortan stellt Commodore Büromöbel und -zubehör her, von Schränken und Tischen bis später zu Aktenvernichtern und den Gehäusen der CBM-Serie. Noch 1965 lernt Tramiel den kanadischen Rechtsanwalt und Bankier Irvin Gould (den späteren Präsidenten von Commodore) kennen. Unter der Leitung der beiden wird die Produktion von mechanischen Addiermaschinen gestoppt, stattdessen versuchen sie, den Vertrieb für japanische Hersteller zu übernehmen. Bei einem Aufenthalt in Japan sieht Tramiel zum ersten Mal eine elektronische Addiermaschine und erkennt, daß darin die Zukunft für Commodore liegen würde. Er sucht und findet eine Firma, die unter dem Namen Commodore elektronische Rechner für ihn herstellt. 1969 produziert Commodore selbst in eigenen Werkstätten elektronische Rechner. Der C108, der erste "richtige" elektronische Taschenrechner (der eigentlich nur die vier Grundrechenarten beherrscht) wird auf den Markt gebracht. Dabei ist Commodore allerdings stark vom IC-Hersteller Texas Instruments abhängig. Bis 1974 weitet Commodore die Produktpalette der Taschenrechner weiter aus, es kommen spezielle technisch-wissenschaftliche Rechner, "richtige" programmierbare Computer und Speichereinheiten hinzu. 1972 beginnt Texas Instruments selbst mit der Produktion von Taschenrechnern und wird somit zum direkten Konkurrenten Commodores. 1975 setzt ein starker Preisverfall bei integrierten Schaltkreisen ein. Commodore hat zu dieser Zeit einen großen Lagerbestand an noch sehr teuer eingekauften ICs und dementsprechend teuren Rechnern, während die Marktpreise insgesamt fallen (und die Konkurrenz immer mehr wächst). Der Preiskrieg mit Texas Instruments treibt Commodore fast in den Ruin. Durch diese unangenehmen Erfahrungen geprägt, kommt Jack Tramiel zu dem Schluß, daß die Firma unabhängig von Zulieferern werden muß. 1976 kauft Commodore MOS Technology, ihren ehemaligen Halbleiterlieferanten, um die eigene Unabhängigkeit sicherzustellen. Es folgt noch der Kauf des IC-Produzenten Frontier und des LCD-Herstellers Micro Display Systems. Damit erwirbt Commodore nicht nur das nötige Material, sondern auch die Produktionskapazitäten und das Know-How zur Herstellung eigener Computersysteme.
1979 bringt Commodore die CBM3000-Serie heraus. Später folgt dann auch die CBM4000-Serie. Beiden ist gemeinsam, daß sie sich dem PET gegenüber durch größeren Arbeitsspeicher und eine bessere Tastatur (Schreibmaschine) auszeichnen. Das angepeilte Marktsegment ist bei den CBMs allerdings eher der Profi- als der Heimbereich.
1983 kommt der C64 auf den deutschen Markt und löst auch hier einen Heimcomputer-Boom aus (Einführungspreis ca. 1300 DM). Wenig später wird auch die tragbare Version des C64, der SX64, herausgebracht. 1984 kommt es zum Zerwürfnis bei Commodore. Jack Tramiel verläßt nach einigen Querelen "seine" Firma (Freitag, 13.1.1984) und kauft anschließend Atari auf). Vier Top-Manager schließen sich ihm an und verlassen Commodore, ebenso der C64-Entwickler Shiraz Shivji (der später für Atari den ST entwirft). "[...] hatte er sein Unternehmen mehr oder weniger als Diktator geleitet. Entscheidungen wurden grundsätzlich in der Firmenspitze getroffen, also von Tramiel. Als er aber versuchte, seine Söhne in die höheren Posten bei Commodore einzuschleusen regte sich Widerstand, nicht zuletzt von Irvin Gould." (64'er 1/85, "Commodore - gestern, heute, morgen") Atari (unter Jack Tramiel) und Commodore versuchen beide, eine kleine in Finanznot geratene Firma namens Amiga Inc. aufzukaufen. Schließlich gewinnt Commodore das Rennen: für 27,1 Mio. US$ wird die Firma mitsamt den Entwicklern übernommen. Commodore läßt mit Hochdruck am Amiga-Rechner (einem 16-Bit-Computer mit herausragenden Fähigkeiten, vor allem im grafischen Bereich) weiterarbeiten, zumal Atari sofort mit der Entwicklung eines Konkurrenzprodukts beginnt. Die neuen Modelle C264 und C364 werden vorgestellt, aber nie unter diesen Namen verkauft. Aus dem C264 wird der Plus/4, der den C64 ablösen soll (es aber nie schaffen wird, trotz eingebauter Software und dem wesentlich besseren Basic 3.5). Außerdem entstehen aus dem 264-Modell noch die kleineren Computer C16 und C116, die ihr Ziel, den VC20 abzulösen, ebenfalls nicht erreichen werden. Insgesamt gesehen ist die komplette 264-Linie ein ziemlicher Flop.
1986 wird der Amiga 1000 endlich in Deutschland ausgeliefert. Wegen des hohen Preises verkauft er sich allerdings nicht gerade in hohen Stückzahlen. Commodore gerät in arge finanzielle Schwierigkeiten (1. Geschäftsquartal 1985: Verluste von 40 Millionen US$), Gerüchte von einem drohenden Konkurs gehen um. Selbst eine Übernahme durch den Erzrivalen Atari scheint nicht ausgeschlossen. Commodore engagiert Thomas Rattigan (vormals Manager bei Coca Cola) und entgeht knapp dem drohenden Ruin. Im Dezember 1986 wird der einmillionste C64 in Deutschland verkauft. Aus diesem Anlaß legt Commodore eine besondere Serie goldener C64 auf, angeblich limitiert auf 160 Stück (anscheinend wurden aber deutlich mehr produziert). 1987 werden die beiden Nachfolgemodelle des Amiga 1000, der Amiga 2000 und der Amiga 500 herausgebracht. Der Amiga 500 ist in der Tradition von VC20 und C64 ein Tastaturrechner und wird auch folgerichtig als Heimcomputer vermarktet, der Amiga 2000 kommt als Desktop-Variante mit Steckplätzen für Erweiterungskarten als professionelle Maschine auf den Markt. Ansonsten sind die neuen Modelle praktisch identisch zum Amiga 1000. Commodore engagiert sich wie Atari und einige andere Hersteller mittlerweile auch im PC-Bereich. Als erstes wird der PC1 eingeführt, ein IBM PC-Kompatibler ohne Steckplätze. Der Preis ist allerdings für einen PC gnadenlos günstig: 1000 DM! 1988 wird der Amiga 2500 vorgestellt. Eigentlich handelt es sich dabei nur um einen normalen Amiga 2000, der mit verschiedenen Zusatzkarten erweitert wurde. So hat z.B. der 2500AT eine eingebaute 80286-Brückenkarte, der 2500UX eine Turbokarte mit MC68020 (und Unix, daher das UX). 1990 kommt der schon lange erwartete Amiga 3000 endlich auf den Markt. Als erstes Amiga-Modell verfügt er über Zorro-III-Slots, einen integrierten SCSI-Hostadapter und den leicht verbesserten ECS-Chipsatz. Die Architektur des A3000 ist komplett auf 32 Bit ausgelegt. Als Prozessor kommt der Motorola 68030 zum Einsatz, vereinzelt gibt es später auch Modelle mit einem 68040. Erstmalig wird das neue OS 2.0 mitgeliefert, das etliche Bugfixes und Verbesserungen gegenüber der Version 1.x beinhaltet. Der Amiga 3000 wurde auch in einer Towerversion als Amiga 3000T herausgebracht. SUN zeigt Interesse an einer OEM-Lizenz, um den A3000UX (UX wie beim A2000 für Unix) als Ergänzung im Low-End-Bereich ihrer SUN-Workstations zu produzieren. Commodore läßt sich diesen Deal aber leider durch die Lappen gehen. Als Nachfolger des A500 wird der Amiga 500+ herausgebracht. Der Rechner wird mit OS2.0 ausgeliefert und verfügt serienmäßig über 1 MB ChipMem sowie den erweiterten Chipsatz (ECS), ansonsten ist er mit seinem Vorgänger identisch. 1991 bringt Commodore als eine Mischung aus CD-Player und Amiga 500 das CDTV (Commodore Dynamic Total Vision) heraus. Ein CD-ROM-Laufwerk ist fest eingebaut, die Grundfunktionen des Rechners können per Fernbedienung gesteuert werden. Das Design entspricht einer HiFi-Komponente der heimischen Stereoanlage, schwarzes Gehäuse mit LED-Anzeige an der Front. Leider wurden beim CDTV wieder technische Rückschritte gemacht, z.B. kommt der seit 1990 überholte Original-Chipsatz zum Einsatz, außerdem wird das ebenfalls seit 1990 überholte OS 1.3 mitgeliefert. Der Amiga 600 kommt auf den Markt, mit fast identischen Features zum Amiga 500+. Das Gerät ist der erste in SMD-Technik gefertigte Amiga, dadurch können in der Produktion einige Kosten gespart werden. Der A600 kommt aber bei den Usern nicht sehr gut an, weil er eben nicht mehr leistet als ein A500+, dafür aber einige Nachteile mit sich bringt: die Tastatur wurde verkleinert und der Ziffernblock eingespart, der vom A500(+) bekannte Erweiterungsbus ist zugunsten eines PCMCIA-Ports weggefallen. Da auch der interne Erweiterungsslot sich von dem des A500(+) unterscheidet, können dessen Erweiterungen nicht weiterbenutzt werden. 1992 werden die neuen Modelle mit dem wesentlich erweiterten AGA-Chipsatz eingeführt: der Amiga 4000 (September) und der Amiga 1200 (Dezember). Der A1200 ist wieder ein Tastaturrechner für den klassischen Heimcomputermarkt, der A4000 ist als professionelles Desktopgerät mit Erweiterungssteckplätzen für den Profibereich gedacht. Der A1200 wird sehr schnell ein großer Erfolg und bricht alle Verkaufsrekorde. 1993 bringt Commodore die erste Videospielkonsole mit 32 Bit auf den Markt, CD32. Obwohl die Verkaufsergebnisse gut sind, kann Commodore nicht mehr genügend Geräte absetzen, um sich aus den immer größer werdenden finanziellen Schwierigkeiten zu befreien. Nach einem Verlust von US$ 177 Mio. im dritten Quartal gibt Commodore die Einstellung der kompletten PC-Linie bekannt. Ein fragwürdiger Zug, zumindest in Bezug auf Commodore Deutschland, denn dort wird mit den hauseigenen PCs nach wie vor Gewinn erzielt (hauptsächlich durch lukrative Langzeit-Serviceverträge wie z.B. mit der Bahn). Im März 1994 wird die Commodore-Aktie an der New Yorker Börse erstmalig ausgesetzt. Es folgen Massenentlassungen und Schließungen von Fertigungsstätten. Die Entwicklungsabteilung wird heruntergefahren und schließlich ganz aufgelöst, ebenso die Produktion. Am 29. April schließlich meldet Commodore International offiziell Konkurs an. Einzelne Tochterfirmen wie Commodore UK und Commodore Deutschland arbeiten noch einige Monate weiter, werden aber schließlich auch in den Konkurs gezogen. Am 20. Juni 1994 stirbt Jay Miner, der Vater der Custom Chips der Atari XL/XE und des Amigas, im El Camino Hospital in Mountain View an Nierenversagen. Material:
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