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Atari

Von einem, der auszog, sich einen Computer zu kaufen

Eine Geschichte von Jürgen Ehrlich

1985: Nachdem ich bei meinem Onkel, der mir voller Stolz seinen neu erworbenen Schneider CPC vorführte, zum ersten Mal mit einem Computer in Kontakt kam, war ich hin und weg von dem, was man damit alles anstellen konnte! Also beschloß ich, mir selbst einen Computer zuzulegen! Nur welchen? Der Schneider kostete 3.000 DM - zuviel für mein Budget! Da gab es noch den C64 - man hatte ja schon viel von ihn gehört, aber für 800 DM war auch er mir viel zu teuer! Also kaufte ich mir erst einmal eine TEST-Zeitschrift Special über Computer. Dort wurden zig verschiedene Homecomputer vorgestellt, einer mit sehr gut (C64) und der Rest mit befriedigend bis mangelhaft (immer mit den Hinweis, sie seien nicht C64-kompatibel). Der billigste dort beschriebene Computer war der ATARI 800XL (Note: mangelhaft), Preis: 400 DM. Also dachte ich mir, was soll's, für den Einstieg wird's schon reichen. Ich ging zu Karstadt und zu meinem Erstaunen gab es dort einen 800XL für ganze 200 DM! Gekauft und voller Stolz nach Hause getragen! Zuhause angekommen schloß ich ihn an meinen Telefunken-Farb-Portable an und... - was ist das? Ein blauer Bildschirm mit dem alles sagenden Wort READY. Irgendwie war auf dem Bildschirm des CPC meines Onkels mehr los! Meine Freundin, die bereits in den Genuß einer schulischen Computerausbildung kam (bei mir gab es so etwas nicht - selbst Taschenrechner waren verboten!), sagte zu mir, daß man den Computer programmieren muß (was ist denn das???). Also setzte sie sich davor, gab ein PRINT "HALLO JUERGEN!" ein und drückte die Return-Taste - und wie durch ein Wunder wiederholte der Computer dieses HALLO JUERGEN! Für mich war das eine kleine Sensation! Sie sagte mir auch, daß man eine Diskette brauche, um Programme zu laden, wie sie es von ihrem Apple ][ aus der Schule kannte. Also ging ich am nächsten Tag wieder zu Karstadt um mir ein passendes Diskettenlaufwerk zu kaufen. Aber was war das? Für so'n Teil ganze 1.000 DM! Also beschloß ich erst einmal, diesen Kassettenrecorder namens 1020 für 80 DM zu kaufen.

Am nächsten Tag erzählte ich den Kollegen auf der Arbeit voller Stolz von meinem eigenen Computer! Einer der Kollegen sagte, daß sein Sohn ebenfalls einen Atari hätte und ich ihn gerne mal besuchen könnte! Eine Woche später tat ich dies - und auf einmal waren sie wieder da, all die schönen Dinge, die ich anfangs bei meinem Onkel sah! Der Sohn sagte mir, daß ich diese Dinge durchaus auch bei mir zuhause laufen lassen könnte - nur bräuchte ich halt das entsprechende Diskettenlaufwerk. Ich biß in den sauren Apfel und kaufte mir am nächsten Tag das Laufwerk.

Da stand sie nun, die 1050, und nachdem ich noch weitere 50 DM für einen Zehnerpack Markendisketten ausgeben hatte, war ich nun völlig ausgebrannt! Nach dem Lesen der Bedienungsanleitung der 1050 konnte ich sogar ein sogenanntes DOS von Diskette starten. Es erschien ein Menü und in meinen Kopf entstanden immer mehr Fragezeichen! Was wollte diese blöde Kiste von mir? Ich verstand nur Bahnhof! Also besuchte ich am nächsten Tag wieder den besagten Sohn. Er fing an, mir die diversen Details des DOS zu erklären und zeigte mir, wie man Disketten kopiert. Schwups, schon knallte er mir meine teuer erstandenen Disketten mit irgenwelcher Software (was'n das schon wieder?) voll! Mit dem Hinweis, er hätte ja noch hunderte von Spielen für mich! Ich sagte ihm, daß diese Disketten teuer waren und ich nicht mehr Disketten hätte. Kein Problem, sagte er, es gäbe da sogenannte No-Name Disks, die mit einen speziellen Locher auf zweiseitig getrimmt werden konnten. Das sollte der Beginn einer wunderbaren Kopier-Freundschaft werden!

Ich wunderte mich nur, da kaufte man sich für viel Geld die sogenannte Hardware und die Software bekommt man frei Haus! Mit einem schlechten Gewissen schaute ich mal wieder bei Karstadt rein. Ich wollte wissen, wieviel man für Software bezahlt, wenn man sie kauft. Zu meinen Erschrecken stand ich zwar in der Softwareabteilung, aber von Atari-Software keine Spur - alles voll mit C64 Software, wo gab es denn Programme für meinen Atari? In einer Ecke auf dem Grabbeltisch wurde ich nun doch fündig! Da gab es ein paar Kassetten für 5 bis 10 DM, aber keine Disketten! Irgendwie frustriert verließ ich das Kaufhaus...

Mein Kopierfreund beruhigte mich erst einmal und erzählte mir, daß der Atari nun mal nicht up-to-date wäre, obwohl er eigentlich der bessere Computer sei! Er zeigte mir ein paar Demos mit diesen herrlich bunten bewegten (scrollenden) Bildern und meine Welt war wieder in Ordnung, da ich wußte, daß dies der CPC meines Onkels nicht konnte (da war sowieso alles grün!). [Anm. d. Red.: Natürlich kann der CPC auch Farben darstellen, das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Auch die nun folgende Pro-Atari-Propaganda sollte man nicht soooo verbissen sehen... ;-)]

Was war dran am C64, daß alle Welt sich nur um ihn drehte? Eine Freundin meiner Freundin besaß einen. Also beschloß ich, mir diesen mal näher bei ihr anzuschauen! Ich erwartete Wunder von diesen Computer, der ja wohl nach meiner damaligen Meinung viel toller sein müßte als mein Atari und der CPC meines Onkels. Aber was war das? Der gleiche hellblaue Schirm mit dem allessagenden READY, keine Wunder! Die Spiele, die sie mir zeigte, waren auch nur bunt, wie bei meinen Atari! Wieder kein Wunder! Und als ich sie fragte, ob der C64 auch so wunderschöne Demos könne wie mein Atari, mußte sie passen! Mein damaliges Fazit aus dieser Begegnung: Warum wird dieser Computer von aller Welt geehrt und nicht mein Atari? Und daß, obwohl der Atari doch viel billiger war? Für mich entstanden immer mehr Fragezeichen. Ich wollte Antworten!

Also kaufte ich mir entsprechende Literatur. Dabei waren diverse Bücher über den ATARI und nicht zu vergessen eine Zeitschrift namens "Happy Computer". Diese klärte mich dann über die Vorzüge des C64 auf: massig Software! Kein Wunder, daß unter den dort getesteten Spielen fast ausschließlich nur C64-Software auftrat! Irgendwie gefiel mir diese Monotonie der Computerwelt überhaupt nicht! Ich begann zu zweifeln - hatte ich mir etwa den falschen Computer gekauft? Ich schaute mich weiter in meiner Umgebung um. Meine Kumpels hatten mit Computern nichts am Hut, denn sie interessierten sich genau wie ich mehr für Motorräder und Mädels! Aber war da nicht ein Kumpel, der einen kannte mit 'nem Apple-Computer? Warum nannte sich ein Computer Apfel? Ich mußte es herausfinden und mir diese Kiste unbedingt mal anschauen! Meine Freundin sprach diesem Computer wahre Wunderdinge zu, ich war gespannt!

Eine Woche später kam es zu einen Date mit diesem Appletypen. Er war erfreut zu hören, daß ich einen Atari habe und nicht wie jeder andere so einen doofen C64! Dies ehrte mich und ich folgte gespannt seiner Vorführung. Was ich nun sah haute mich auch nicht vom Hocker! Keine großen Unterschiede zwischen meinem Computer, dem CPC, dem C64 und dem Apple! Alles ein Brei! Dabei versicherte er mir, daß der Apple das Nonplusultra aller PCs sei! Auf die Frage, ob er auch so schön bunte Demos hätte, konnte er nur mit dem Kopf schütteln!

Meine Atari-Welt war wieder in Ordnung! Es gab nichts, was der Atari nicht auch könnte - und obendrein konnte er auch ein bißchen mehr! Keiner der anderen konnte diese herrlich bunten Demos! Meiner konnte es! Aber was nutzen schon Demos? Ich kaufte regelmäßig die Happy Computer und wurde jedesmal zutiefst enttäuscht, als es 20 neue Spiele für den C64 und nur 1-2 neue Spiele für den Atari gab. Die Welt ist ungerecht und dumm, dachte ich mir. Da wird ein Computer, der teurer ist und, wie mir mein Kopierkumpel wie auch der Apple-Typ bestätigten, bei weitem nicht so leistungsfähig wie ein Atari, mit neuester Software bedacht und sowohl der Atari wie auch der Apple blieben links liegen! Ich verstand die Welt nicht mehr!

Ich begann die Bücher lesen. Zu meinem Erstaunen zeigten auch diese mir, daß der Atari zu tollen Dingen fähig war. Der Nachteil lag darin, daß ich nächtelang diese sogenannten Listings abtippte, um mich dann weitere Nächte damit zu beschäftigen, diese zu korrigieren! Ich lernte dabei nicht nur mit der Tastatur umzugehen, sondern auch eine Menge BASIC! Es machte richtig Spaß und ich beschloß, mein BASIC-Wissen zu vertiefen. Der Kopierkumpel hatte in dieser Beziehung schon so einiges drauf und bot mir seine Mithilfe an. So vergingen die Wochen und Monate, in denen ich mehr an meinen Programmen als an meinem Motorrad schraubte! Am Ende duellierten wir uns mit Grafikdemos in BASIC und Maschinensprache! Es war eine schöne Zeit. Ich lernte das hexadezimale Zahlensystem und konnte damit Wunder aus dem ANTIC herausholen! Nebenbei spielte ich diverse Baller-, Strategie-, Simulations-, Adventure-, Sport-, Geschicklichkeits- und Hastenichgesehen-Spiele. Nicht zu vergessen schrieb ich Briefe, legte eine Datenbank für meine umfangreiche Plattensammlung an und druckte dann alles auf meinen neu erstandenen 1027 aus. Irgendwie was das eine glückselige Zeit!

Die Zeit verging (1986) und ein neuer, unsagbar toller (und teurer) Computer stand an, mich an neue Ufer zu geleiten! Der Atari ST - ein Computer der nach Aussage verschiedener Computerzeitschriften alles Dagewesene in den Schatten stellte! Aber das, liebe Freunde, ist ein Kapitel welches nicht in das 8-Bit Nirvana gehört! Ich hoffe, ich habe Euch ein wenig unterhalten mit meiner kleinen Geschichte und denke, daß Ihr so manches Déjà-vu darin gesehen habt!

Jürgen Ehrlich
 
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